Giant Buddha

Auf der Fahrt zurück nach Dawei mischten sich Neueindrücke mit Erinnerungen: Einen Teil der Strecke kannten wir schon von der Hinfahrt, andere waren neu für uns, wie der riesige liegende Buddha. Wiedereinmal erlebten wir große Gastfreundschaft, und kurz vor Dawei knackten wir die 7000 km-Marke.

142. Tag: Wiedersehen mit Rhoka in Mawlamyine
143. Tag: Zu Gast bei einer Familie in Anin
144. Tag: Ein zweites Mal in Ye
145. Tag: Wir beziehen unser eigenes Haus
146. Tag: Endspurt nach Dawei

142. Tag: Wiedersehen mit Rhoka in Mawlamyine,
Thaton – Mawlamyine, 74 km, 4:24 h

Zunächst wurden wir im Kloster in Thaton wieder freundlich empfangen. Noch einmal durften wir unser Lager im Novizenschlafsaal aufschlagen.

Am nächsten morgen standen wir früh auf, packten unsere Räder und verabschiedeten uns von den gastfreundlichen Mönchen. Beim Frühstück in einem gut besuchten Straßenlokal trafen wir auf einen weiteren Radreisenden. Er kam aus Japan. Da er gen Norden unterwegs war und wir gen Süden, blieb es bei einer kurzen Unterhaltung und schon trennten sich unsere Wege wieder.

Diesmal fuhren wir nicht über Hpa An nach Mawlamyine, sondern nahmen den direkten Weg über den Highway 8. Mit uns waren auch hier wieder Hochzeitskonvois unterwegs, mit stattlichem Sound-System an Bord:

In einem Ort entdeckten wir die ersten richtig leckeren Mangosteens auf unserer Tour, Vorboten der nahenden Regenzeit:

Noch ist Trockenzeit…

Später radelten wir überrascht an einigen Moscheen vorbei. In einer von buddhistischen Tempeln und Pagoden dominierten Landschaft boten sie einen unerwarteten Anblick. Sie erinnerten uns daran, dass in Myanmar unzählige ethnische Minderheiten zusammen lebten — leider nicht überall in Frieden, wie hier im Süden des Landes.

Über die beeindruckende Thanlwin Brücke, mit über 3 km die längste Straßen- und Eisenbahnbrücke Myanmars, erreichten wir schließlich unser Tagesziel Mawlamyine.

Dort trafen wir wie versprochen Rhoka zu seinem Geburtstag. Er zeigte uns einen Platz auf einer Anhöhe, von dem aus man einen wunderschönen Blick auf den Sonnenuntergang über Stadt und Küste hatte.

Unterkunft fanden wir noch einmal im Kloster Mawtkanin. Der alte Mönch, bei dem wir auf der Hinfahrt im großen Gebetssaal nächtigen durften, erkannte uns sofort. Doch diesmal bezogen wir unser Lager im Nebengebäude, in dem auch Rhoka sein Zimmer hatte.
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143. Tag: Zu Gast bei einer Familie in Anin,
Mawlamyine – Anin, 107 km, 7:03 h

Am nächsten Tag ging es weiter gen Süden. Zunächst fuhren wir erneut entlang des Highway 8. Unterwegs holten wir einen Abstecher zum weltweit größten liegenden Buddha nach, an dem wir auf der Hinfahrt unwissend vorbeigeradelt waren:

Seine Größe war in der Tat beeindruckend: 180 m lang und fast 34 m hoch. Die Atmosphäre war allerdings wenig spirituell. Wir fanden uns inmitten von Menschengewusel und Verkaufsständen wieder — es ging zu wie auf einem Jahrmarkt.

Zurück auf dem Highway 8 beschlossen wir, zur Abwechslung eine Nebenstrecke auszuprobieren. Ein Pistenweg führte uns durch endlose Salzgewinnungsanlagen und über Brücken verschiedenster Vertrauenswürdigkeitsstufen:

Kamen wir durch ein Dorf, wurden wir von den Bewohnern teils misstrauisch beobachtet, teils freundlich gegrüßt. Besonders bei den Kindern wurde die anfängliche Skepsis meist schnell von der Neugier besiegt. Entdeckten sie uns von ihrem Schulhof aus, winkten sie uns zu oder kamen herbeigelaufen, um unsere Räder von der Nähe zu begutachten.

In das Dorf Mawtkanin, wo wir auf der Hinfahrt übernachtet hatten, schafften wir es über die Pistenstrasse nicht. Daher machten wir uns entlang der Piste auf die Suche nach einem Kloster, um nach einem Nachtlager zu fragen. Wir wurden fündig im Dorf Anin.

Noch am Eingang des Klosters sprach uns ein junger Mann an, der gerade auf seinem Roller angefahren kam, und bot seine Hilfe an. Als wir ihm erklärt hatten, dass wir hier seien, um im Kloster nach Unterkunft zu fragen, machte er uns in leicht gebrochenem Englisch klar, dass wir gerne bei seiner Familie übernachten könnten. Wir nahmen dankend an.

Bei ihm zu Hause trafen wir auf seine Mutter und zwei Schwestern. Während die Familie Reis mit einer Beilage speiste, wurden für uns Gäste gebratene Nudeln von außerhalb herbeigeholt, in Hartschaumschalen. Wir fragten uns, warum der Aufwand? Weil gekauftes Essen „in“ war? Weil es hygienischer war? Um Missverständnissen vorzubeugen und nicht undankbar zu scheinen, fragten wir nicht weiter nach, sondern begannen zu essen.

Nach dem Essen hörten wir fasziniert unserem Gastgeber zu, der uns erzählte, dass er erst seit einem Jahr englisch lerne. Schon vor uns seien einmal Radler durch sein Dorf gefahren, erzählte er. Aber damals hätte er noch nicht englisch sprechen können, und darum wisse er weder, woher sie kamen, noch hätte er sie zu sich einladen können. Wir bewunderten seinen Lernwillen und die Aufgeschlossenheit und Gastfreundschaft seiner ganzen Familie uns gegenüber.

Als wir diese Nacht unser Mückennetz aufbauen wollten, kamen die drei kleinen Katzen, die bei der Familie wohnten, herbeigelaufen und wollten es als Kletteranlage nutzen. Da packten wir es lieber gleich wieder ein (ein Netz mit Löchern ist wie kein Netz). Es musste eine Nacht ohne gehen!
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144. Tag: Ein zweites Mal in Ye
Anin – Ye, 64 km, 4:43 h

Am nächsten morgen fuhren wir die Pistenstrasse weiter, bis sie uns wieder auf den Highway 8 entließ. Ihm folgten wir bis Ye. Die Strecke war wenig Aufsehen erregend, ganz im Gegensatz zu unseren Begegnungen unterwegs:

In Ye angekommen, nahmen wir wieder ein Zimmer im freundlichen Gästehaus am Goldmarkt. Zum Abendessen besuchten wir die Straßenstände, die wir von der Hinfahrt in guter Erinnerung hatten. Die Rückkehr hatte also viel Gutes:

Frittierter Reisteig mit Chilli-Dip

Süß befüllter „Pfannkuchen“: Kichererbsen, frische Kokosflocken und Palmzuckersirup

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145. Tag: Wir beziehen unser eigenes Haus
Ye – Kaleinaung, 90 km, 6:21 h

Heute verbrachten wir einen weiteren Tag auf dem Highway 8. Die Strecke kannten wir bereits von der Hinfahrt: Es ging beständig geradeaus, bei scheinbar endlosem Auf und Ab. Am Ende war gar ein richtiger Pass zu bewältigen.

Da waren wir froh, als wir unser Tagesziel Kaleinaung erreichten. Hier hatten wir auf der Hinfahrt in der Polizeistation übernachten dürfen. Ob die Beamten uns nochmal als Gäste aufnehmen würden? Oder war es eine Ausnahme gewesen, der Festagslaune während des Wasserfestivals zu verdanken?

An der Polizeistation angekommen, wurden wir zunächst mit kühlen Getränken und Obst versorgt, das von einer Feier übrig geblieben war. Das war schonmal ein gutes Zeichen. Der Chef hatte Geburtstag gefeiert, erfuhren wir. (Aha, das erklärte den feinen Zwirn der Bediensteten!)

Nach kurzer Beratung erfuhren wir erleichtert: Ja, wir könnten bleiben. Diesmal wurden wir in einem ungenutzten Holzhaus einquartiert.

Wir befreiten das Bettgestell vom gröbsten Staub und machten es uns „wohnlich“.

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146. Tag: Endspurt nach Dawei
Kaleinaung – Dawei, 75 km, 4:53 h

Am nächsten morgend deckten wir uns auf dem Markt von Kaleinaung mit Vorräten ein.

Dann ging es auf den Highway 8 gen Süden. Heute wollten wir Dawei erreichen. Die Strecke kannten wir noch nicht, denn auf der Hinfahrt waren wir weiter westlich, entlang der Küste gefahren. Es dauerte nicht lange, und unser Tacho zeigte 7000 km an:

Irgendwann kreuzten wir die Bahnlinie. Die Schienen erinnerten uns an unseren ursprünglichen Plan, von Mawlamyine nach Dawei mit dem Zug zu fahren. Wir hatten uns dagegen entschieden, um möglichst viele Kilometer aus eigener Kraft zu fahren. Zur Entscheidung beigetragen hatten außerdem Gerüchte über eine Durchschnittsgeschwindigkeit des Zugs von 20km/h, sowie Bedenken von Einheimischen hinsichtlich der Sicherheit unserer Räder im Gepäckabteil. Zumindest Motorroller würden dort regelmässig „verloren gehen“, was kein Wunder sei, bei den geringen Löhnen der Polizisten und Bahnmitarbeiter.

In Dawei angekommen, versorgten wir uns in einem indischen Teehaus mit Abendessen und suchten uns anschliessend ein schönes Gästehaus.
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