Auf der „Route 66“

Auf OpenStreetMap entdeckten wir eine gewisse „Route 66“, erbaut in längst vergangenen, glorreichen Zeiten, als Verbindungsstrecke zwischen Angkor Wat, Beng Mealea und dem noch weiter östlich gelegenen Preah Khan Kampong Svay. Ob sie heute noch existierte? Um das herauszufinden, verwarfen wir unseren Plan, direkt nach Angkor weiterzufahren und schlugen zunächst die Gegenrichtung ein – auf der „Route 66“.

63. Tag: „Man wächst mit seinen Herausforderungen“ – oder so
64. Tag: Genug von Tempelerkundungstouren?

63. Tag: „Man wächst mit seinen Herausforderungen“ – oder so
(Beng Mealea – Ta Seng, 66 km, 5:57 h)

Die alte Straße lief direkt an unserem Homestay vorbei. Der Anfang war harmlos: eine gut fahrbare Staubpiste, entlang einer Tempelruine direkt hinter Beng Mealea.

Dieser Abschnitt wurde auch von Einheimischen rege genutzt. Ein Snack-Verkäufer bot mit klebriger Zuckermasse bestrichenes Toastbrot an. Die Nudelsuppe am morgen war klein ausgefallen – sein Angebot war uns daher willkommen.

Manchmal waren Spuren aus längst vergangenen Tagen zu sehen: Teile einer Nagabrücken, Brückenbögen… Da wußten wir, daß wir richtig waren.

Es dauerte nicht sehr lange, da erreichten wir Khvav, die letzte eingezeichnete Ortschaft auf unserer Karte. Wir versorgten uns mit Wasser und Proviant und waren gespannt, was nun kommen würde.

Zuerst kam eine nicht mehr genutzte, alte Brücke, daneben ein Becken mit etwas losem Staub und einer durch Spurrillen erzeugten „flexiblen Streckenführung“.

Dann kam etwas mehr loser Staub, in etwas tieferen Spurrillen. Eine Gruppe Dirt-Biker fuhr an uns vorbei und winkte uns zu. Einheimische sahen wir nur noch selten, die Gegend schien schwach besiedelt zu sein.

Schließlich war die Piste mehr ein Ochsenkarrenweg geworden, mit Spurrillen, in denen das Rad mit Fronttaschen fast steckenblieb.

Doch wir lernten, die Spurrillen zu fahren. Fast machte es Spaß – wie ein Geschicklichkeitsspiel, bei dem die Füßen den Boden nicht berühren dürfen!

Nach einigen Kilometern sah der Weg wieder besser aus, und wir waren frohen Mutes, es bald geschafft zu haben. Doch genau da begann die eigentliche Herausforderung: Sand.

Nicht immer war leicht zu sehen, wo Sand lag und wo nicht. An vielen harmlos aussehenden Stellen blieb uns nichts anderes übrig, als zu schieben. Nicht lange, und wir brauchten eine Pause.

Unser Ziel am Ende der „Route 66“ erreichten wir spät, doch noch bei Tageslicht. Wir bestaunten unsere neue Hautfarbe und fanden ein „Homestay“ für die Nacht.

Fazit der Aktion: Die alte Straße existiert noch, wenn auch teilweise in wenig glorreichem Zustand. Sie hat uns eine neue Radfahr-Erfahrung beschert, doch keine, die wir auf einer längeren Strecke hätten machen wollen, da waren wir uns einig. Respekt an alle Radler, die mit Gepäck offroad unterwegs sind!

64. Tag: Genug von Tempelerkundungstouren?

Am nächsten Tag besichtigten wir die Anlage Preah Khan Kampong Svay. Ob es am schlechten Zustand der Anlage lag (erst vor wenigen Jahren waren große Teile eingestürzt, als Tempelräuber mit schwerem Gerät anrückten), an unserem Aufpasser, der uns mit seinem Hund auf Schritt und Tritt folgte, oder einfach an einem ersten Tempel-Sättigungsgefühl: Diesmal waren wir mit nicht ganz so viel Elan dabei wie bei unseren vorherigen Erkundungstouren.

Als wir unseren Aufpasser baten, ein Bild von uns zu machen und auf die Kamera zeigten, grinste er erfreut, stellte seine Sachen ab und brachte sich in Position. Voilà!