Kunming – Ab jetzt wird geradelt!

Der Plan war, in Kunming nur eine Nacht zu bleiben und die Erkundung der Stadt, sowie der Provinz Yunnan für eine anderen Reise aufzuheben. Doch dann kam alles anders als gedacht…

In unserem Hostel trafen wir auf die ersten Radler seit Kashgar: Guilia and Damian. Sie hatten ihre Tour in London begonnen und dann eine Route durch Iran und Zentralasien gewählt, ganz ähnlich wie wir.

Dieses Zusammentreffen befeuerte längst gehegte Pläne: Seit Zentralasien waren wir immer wieder begeisterten Radlern begegnet, zuletzt in Kashgar Lilie und Marc, dem tapferen französischen Tandemfahrerpärchen. So lockte es uns nach und nach mehr, selbst auf’s Rad zu steigen.

„Damals“ war das zeit- und routentechnisch nicht drin. Doch jetzt, mit neuem China-Visum in der Tasche und der einzigen zeitlichen Vorgabe, Mitte Januar in Bangkok sein zu wollen, sah die Lage anders aus: Wir könnten es tatsächlich versuchen. Doch dazu müssten ersteinmal robuste Räder her.

Am nächsten Tag gab es ein improvisiertes Frühstück und dann begannen wir, die Radläden Kunmings abzuklappern. Dabei sahen wir doch noch die ein oder andere Ecke der Stadt.

Schließlich fanden wir tatsächlich zwei Räder, die reisetauglich erschienen und trotzdem bezahlbar waren. Hui, der Fahrradhändler, der zum Glück gut englisch sprach und selber schon lange Radreisen unternommen hatte, hatte neben Werkzeugen und Ersatzteilen sogar Fahrradpacktaschen im Laden. Jetzt mußte eine Entscheidung her.

Zurück im Hostel, versuchten wir in der Kürze der Zeit abzuschätzen, wie realistisch ein Einstieg ins Radlerleben wäre. Es war klar, dass sich die Reisegeschwindigkeit drastisch verringern würde. Unsere Südostasienpläne (erst Laos, dann Vietnam und schließlich durch Kambodscha nach Thailand) müssten also stark komprimiert werden: Wir könnten „nur“ den Norden von Laos und dann das Innland von Thailand bereisen, unser erstes Weihnachten am Palmenstrand bliebe ein Traum. Dazu würden wir mit 100% ungetestetem Material “Made in China” aufbrechen, ohne Zelt und Kocher, denn die hatten wir aus Kirgisistan nach Hause geschickt. Alles in allem, würde es eine ganz andere Art der Reise werden, als die sorgfältig daheim vorbereiteten Touren der Radler, die uns inspiriert haben. Aber warum eigentlich nicht?

Unser Blick vom Sofa, während wir beratschlagten…

Am nächsten Tag sagten wir Hui zu, und noch am selben Nachmittag konnten wir die Räder abholen. Bzw. wurde es abend, bis alles montiert und eingestellt war. Die erste Testfahrt war der Weg zum Hostel. Bis auf einen Schlauch, der nach zwei Kilometern aufgab, verlief sie gut.

Mit Hui und den Rädern vor seinem Laden…

Zu unserer großen Freude kamen dann auch noch Lilie und Marc in die Stadt. Die beiden gaben uns viele nützlichen Tipps und Kontakte mit auf den Weg, die sicher helfen werden, unsere in allerkürzester Zeit zusammengeschusterte Tour mit einem guten Start zu versehen. Wir danken euch!

Wiedersehen mit Lilie und Marc – hier extra für uns in Kniebeuge