Kunming – Jianshui

Nach vier Tagen hatten wir unsere Ausrüstung zusammen und waren startklar. Unser erstes Etappenziel hieß Jianshui. Wann würden wir dort ankommen? Noch konnten wir nicht abschätzen, wieviele Kilometer pro Tag für uns mit bepackten Rädern realistisch sein würden…

1. Tag: Kunming – An der S202, nach Xiaguan
(54km, 3:43h)

Nach dem Räderbepacken und Mittagessen suchten wir uns einen Weg aus Kunming heraus. Die Rad-/Rollerwege entlang jeder großen Straße machten das entspannter als gedacht

Mit bepackten Rädern vor dem Cloudland Hostel

Schon an der Stadtgrenze stellten wir fest, dass unser Kartenmaterial keine große Hilfe sein würde. Zum Glück hatten wir ein GPS-fähiges Telefon dabei, das uns vor Umwegen bewahrte.

Die S102 und später die S202, die uns zum Fuxian Lake bringen sollten, waren leicht zu finden. Allerdings glichen sie auf den ersten Kilometern eher Baustellen, als Straßen: Schotter, Staub und Matsch, sowie unzählige Baufahrzeuge, die Wolken von Staub aufwirbelten, gaben einen Eindruck davon, was uns in unserem gerade begonnenen Radlerleben erwarten könnte…

Dann kam der erste echte Anstieg. Das Bergauffahren ging erstaunlich leicht, trotz Gepäck. Ein Hoch auf die Erfindung der Gangschaltung!

Als es abend wurde, hatten wir gerade die letzen Dörfer hinter uns gelassen. Wo sollten wir übernachten? Wir hatten Glück: wir fanden ein großes Haus zur Unterbringung chinesischer Strassenbaumeister/-arbeiter. Nachdem wir verständlich machen konnten, daß wir nur ein Dach über dem Kopf brauchten und unsere „Betten“ (Schlafsäcke und Matten) selber dabei hatten, waren sie sehr gastfreundlich: Wir bekamen einen Raum zum Schlafen, Abendessen und Frühstück, eine heiße Dusche und WLAN Zugang. Dazu hielt vor unserer Tür „Tofu“ wache, der uns zur Begrüßung heftig angebellt hatte, uns am Ende aber brav beschützte. Alles „for free“.

2. Tag: An der S202 – südlich Fuxian Lake
(88km, 5:41h)

Der Tag begann mit einer längeren Abfahrt auf frisch genässter Strasse. Danach sahen die Räder nicht mehr ganz so auffällig neu aus…

Weiter ging es mit reichlich Genußradeln entlang des Ostufers des Fuxian Lakes, vom teilweise starken Wind einmal abgesehen.

Im Hintergrund: Abertausende kleine Fische, die auf dem Radweg getrocknet werden.

Abends fanden wir wieder eine tolle Herberge: Wir durften im „Gästezimmer“ eines landwirtschaflichen Betriebs übernachten. Auch hier gab es eine heiße Dusche und Frühstück für uns, bezahlen durften wir nichts. Zum Abendessen wurden wir ins nächste Dorf geschickt — und wurden auch da eingeladen. Kann man sich so etwas in Deutschland vorstellen?

Unser zweiter Gastgeber.

3. Tag: Südlich Fuxian Lake – Lihaozhaixiang
(75km, 5:04h)

Am morgen des dritten Tags fuhren wir lange an ausgedehnten Gemüsefeldern vorbei.

Dann wartete ein besonderes Highlight auf uns: unsere erste „richtig lange“ Abfahrt. Eindrucksvolle bewaldete Felswände säumten den Weg. Die Strasse wand sich in vielen Kurven in eine Ebene hinab, in der wieder Gemüseanbau das Bild prägte.

Abends fanden wir in einem Dorf unser erstes Hotel. Die Tür war zwar verschlossen, doch die Obstverkäuferin gegenüber wußte was zu tun war: laut rufen. Im ersten Stock war ein Fenster geöffnet und es dauerte nicht lange, bis uns eine ältere Dame einließ. Auch hier gab es wieder eine heiße Dusche, und die Räder durften sogar in der Garage parken. So luxeriös hatten wir uns das Radlerleben nicht vorgestellt!

4. Tag: Lihaozhaixiang- Jianshui
(34km, 2:12h)

Der vierte Radeltag war kurz: gegen mittag kamen wir bereits in Jianshui an.

Gerade in diesem größeren Ort hatten wir das erste mal Schwierigkeiten, eine Unterbringung zu finden. Die Jugendherberge war abgerissen worden und hatte an ihrem neuen Platz noch nicht wieder geöffnet. Andere Budget-Hotels der Stadt durften wohl keine Ausländer aufnehmen: Sie schickten uns weg, mit der Begründung, sie seien voll. Schließlich fanden wir jedoch ein Zimmer, und die Stadterkundung konnte beginnen.