Es geht Richtung Laos – Teil 1

Ab Yuanyang hieß unser großes Ziel Laos. Zunächst folgten wir der kaum befahrenen S214. Sie führte durch hügelige, saftig grüne Landschaft, bescherte uns lange Anstiege und traumhafte Abfahrten. Leider erlitten die Räder dabei erste Verluste.

10. Tag: Ins Reich der Bananen
11. Tag: Fast nur bergauf
12. Tag: Am Niukong Fluss entlang
13. Tag: Unsere erste Holperstraße
14. Tag: Wieder zwei Speichen ersetzt

10. Tag: Ins Reich der Bananen
(Duoyishu – Huangcaolingxiang, 72km, ca. 6:15h)

Unser Abschied von den Reisterassen begann mit einem steilen 3 Kilometer-Bergaufstück bei dichtem Nebel. Es folgte eine herrliche Abfahrt, über mindestens 30 Kilometer. Bald begann sich der Nebel zu lichten und ließ erste Blicke ins Tal zu.

Unterbrechung der langen Abfahrt: Mittagspause in einem Dorf

Und weiter geht’s bergab

Langsam änderte sich die Landschaft: Wälder und Reisterassen wichen ausgedehnten Plantagen:

Bananenernte 1

Bananenernte 2

Tapioca

Beim Bergabfahren hatte mein Rad eine Schraube verloren, die den Gepäckträger gehalten hatte. Sie ließ sich natürlich nicht wiederfinden. Doch am anderen Rad brach kurz darauf der Fahrradständer ab, und dadurch wurde eine passende Schraube frei. Ärgern? Freuen? Wir entschieden uns erstmal für Freuen, weil wir weiterfahren konnten. Dazu nahmen wir uns vor, ab jetzt täglich die Schrauben zu kontrollieren.

Nach der Reperaturpause ging es das erste Mal wieder bergauf und das anhaltend.

Schulkinder feuern uns an („Hello!“, „Hihihihi“)

Der Tag war schon weit fortgeschritten, als wir auf dem Kamm vor uns ein Dorf erblickten. Dort hofften wir eine Unterkunft zu finden. Und tatsächlich: bei den ersten Häusern angekommen, wiesen uns die Dorfbewohner eifrig hinauf ins Dorfzentrum. Dort wartete ein überraschend komfortables Hotel auf uns. Voll ausgestattetes Zimmer: 6,50€. Da konnten wir verschmerzen, unser ansonsten heiß geliebtes Zelt nicht dabei zu haben.

So geht’s: Auf die frischen Zutaten zeigen, dann wird etwas daraus gekocht

1x vegetarisch, bitte

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11. Tag: Fast nur bergauf
(Huangcaolingxiang – Daxingzhen, 46km, 5:30h)

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Beim Schraubenanziehen am nächsten Morgen machten wir eine unschöne Entdeckung: bei einem der Räder waren zwei Speichem gerissen. Noch dachten wir uns nicht viel dabei, denn vier hatten wir als Ersatz dabei.

Nach der Reperatur gab es ein spätes Frühstück. Dann konnte es endlich losgehen.

Hier werden Baozi verkauft, süß oder herzhaft gefüllte Hefeteigtaschen. Ein prima Frühstück und prima Proviant.

Der Tabakverkäufer hat kein Geschäft mit uns gemacht

Die ersten 10 Kiometer ging es bergab. Danach kämpften wir uns fast den ganzen Rest des Tages aufwärts, mit 5, höchstens manchmal 6 oder 7km/h.

Die Landschaft entlohnte für die Mühen: Bananenplantagen wechselten sich mit Reisterassen ab, und die Strasse wand sich aufs schönste an einem Flußlauf entlang nach oben.

Hin und wieder kam uns ein Moped entgegen („Hello, hello!“), oder es stoben ein paar Hühner vor uns davon und verschwanden mit Getöse im Gebüsch. Eimal marschierten Enten neben uns her. Ansonsten hatten wir die Fahrbahn für uns alleine.

Marschformation in Auflösung

In Ajia, einem kleinen Dorf oben auf dem Berg, wurden wir angehalten: Passkontrolle. Vielleicht, weil es eine Gebietsgrenze war, vielleich, weil hier die Grenze zu Laos recht nah war. Wir konnten es nicht herausfinden. Jedenfalls waren der Grenzer ob der Verständigungsschwierigkeiten und wir ob der fortgeschrittenen Tageszeit froh, als unsere Namen und Passnummern fein säuberlich abgeschrieben waren und wir weiterradeln durften.

Unserer Pässe werden handschriftlich kopiert

Noch einmal kurz bergab und steil anhaltend wieder bergauf, durch einen dschungelartigen Wald (leider ohne Bild), dann kamen wir erschöpft auf einer Anhöhe an. Von dort war zum Glück bald Daxingzhen zu sehen, das wir kurzerhand zum Ziel dieses Tages erkoren.

Daxingzhen im Abendlicht

Der Ort war größer als gedacht und wir fanden auf Anhieb ein ordentliches Zimmer.
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12. Tag: Am Niukong Fluss entlang
(Daxingzhen – Yaojia, 76km, 6:14h)

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Auch die Räder durften drinnen übernachten

Am nächsten Tag ging es erstmal lange bergab, insgesamt über 50 Kilometer, viele davon entlang des Niukong Rivers. Allerdings war das Gefälle oft nicht sehr stark, der Wind stand uns ins Gesicht, und es galt den ein oder anderen kleinen Gegenanstieg zu meistern.

Dazu war die Straße immer wieder unbefestigt und führte über kleine Rinnsale, so daß kein rechtes Abfahrtsgefühl aufkommen wollte.

Nichtsdestotrotz war die Landschaft auch heute wieder ein Genuß, und wir kamen deutlich besser voran als am anstiegsreichen Vortag.

Zum Nachmittag hin hieß es dann wieder richtig klettern, und zwar ohne Unterlass bis Sonnenuntergang.

Geradeso erreichten wir den Ort Yaojia, in dem es zu unserer Erleichterung ein Gästezimmer für uns gab. Sehr einfach, aber alles da, was man braucht: Ein Bett, eine Art Dusche und eine Dorftoilette – wenn auch in 300m Entfernung.

Vollmond – Blick aus unserem Zimmer

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13. Tag: Unsere erste Holperstraße
(Yaojia – Jiahexiang, 66km, 5:35h)

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Am morgen weckte uns geschäftiges Treiben vor unserem Fenster: ein kleiner Bazar wurde dort abgehalten und Menschen, Tiere und allerhand Fahrzeuge verstopften die Straße.

Für uns gab es zum Frühstück, was der Markt her gab: Hefeklöse, Reisdrinks und leckere Baby-Bananen. Dann radelten wir los, in einen wunderschönen Morgen hinein.

Auch heute ging es zunächst lange bergab, um die 40 Kilometer.

Dashuigou – so groß und keine Baozi aufzutreiben

Dann kam uns irgendwann der Fahrbahnbelag abhanden. Ob vor oder nach Dashuigou, wissen wir nicht mehr so genau. Von den guten Straßen bisher verwöhnt, dachten wir erst noch, es wäre nur eine kurzes unbefestigtes Straßenstück. Nach den ersten Kilometern begannen wir uns zu fragen: Wie lange mag das noch so gehen? Am abend wußten wir die Antwort: Die ganze Strecke bis Jiahexiang, die letzten 19 Kilometer davon bergauf.

Die Strecke glänzte durch herrliche Ausblicke ins Tal, und selbst der dicke Staub in der Luft bot im Schattenspiel der Sonne einen schönen Anblick.

Dennoch war es durch den Schotter auf der Fahrbahn der mit Abstand anstrengendste Anstieg unserer bisherigen Tour, vor allem für David mit den Fronttaschen am Rad. So waren wir froh, als wir Jiahexiang über uns auftauchen sahen und schließlich staubüberzogen dort einrollten.

Heute fanden wir wieder ein richtiges Hotel, sowie ein kleines Restaurant, das uns lecker bekochte. Dazu trafen wir auf ein anderes Radlerpärchen aus Australien und England, die die selbe Straße gekommen waren wie wir. Mit schon tausenden Radl-Kilometern in den Beinen, auf Straßen in unterschiedlichstem Zustand, war der Tag für sie vermutlich weniger herausfordernd gewesen, als für uns. Jedenfalls hatten sie den Anstieg, den wir am Vorabend genommen hatten, heute gleich miterledigt. Das macht doch Hoffnung!
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14. Tag: Wieder zwei Speichen ersetzt
(Jiahexiang – Jiangcheng, 36km, 2:59h)

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Am nächsten Tag kamen wir erst spät los, da trotz ständigem Kontrollieren und Nachziehen nun leider am anderen Rad zwei Speichen gerissen waren. Die galt es auszutauschen (unsere Reserve war damit aufgebraucht). Dazu gab es einen Platten zu flicken.

Als es dann losging, hatte sich der Morgennebel noch immer nicht verzogen. Den ganzen Tag sollten wir die Sonne nicht sehen. Dafür war die Straße wieder gut asphaltiert und in einem Wechsel von bergauf und bergab fuhren wir komfortabel – bis auf das ständige Speichenkontrollieren – Richtung Jiangcheng.

Wir leisteten uns ein Hotelzimmer mit WiFi und mußten dafür nichtmal 10€ bezahlen.
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