Es geht Richtung Laos – Teil 2

Weiter ging es auf der S218 und der G213. Täglich gelangten wir weiter gen Süden. Die Temperaturen wurden wärmer, die Anstiege und Abfahrten kürzer, die Wälder noch dschungelartiger, und die Orte, die wir passierten, zeigten plötzlich einen Thai-Einfluß. Südostasien rückte näher.

15. Tag: „Deep Slope Slow Down“
16. Tag: Es geht weiter auf und ab
17. Tag: Auf der alten G213
18. und 19. Tag: Shoppen in Mengla

15. Tag: „Deep Slope Slow Down“
(Jiangcheng – Mannaicun, 96km, 7:15h)

Wer bekommt nicht gern zum Frühstück ein Kind auf den Arm gedrückt („Foto, Foto“), das vermutlich diese typisch chinesische „unten-offen-Hosen“ trägt?

Schlitz in der Hose, statt Windel an?

So begann jedenfalls ein Abfahrten-verwöhnter Fahrradtag: Die Straße war kaum befahren, breit und bestens asphaltiert, dazu mit brandneuen Schildern in Chinesisch und Englisch ausgestattet. Weniger interessant: die Schilder „Foggy Area“ (ja, das sehen wir) und „Do not drive tiredly“ bzw. „No drunken driving“ (wir doch nicht).

Dagegen sehr interessant: „High Slope Area“. Erst fürchteten wir einen grimmigen Anstieg. Dann entdeckten wir das Folgeschild „Steep Slope Slow Down“. Diese Kombination bescherte uns Spitzengeschwindigkeiten von 64km/h!

Vor dem ersten „Steep Slope Slow Down“

Und los geht’s…

Jede der zahlreichen Abfahrten wurde mit einem kleinen bis mittleren Gegenanstieg bezahlt, der jedoch immer kürzer war als die nächste Abfahrt. Wie weit oben müssen wir gestartet sein, daß es so weit bergab gehen kann?

Die Gegend war jedenfalls fantastisch grün und fruchtbar. Zu den Bananenplantagen mischten sich nach und nach Teeplantagen, und wir konnten Teepflückern bei der Arbeit zusehen.

Hier wird Tee gepflückt…

… und hier wohl bald Bananen

Paradiesisch schöne Gegend, tolles Licht, herrlich warm, eine gute Strasse…

… da wollten wir nicht schon um fünf anhalten, als sich eine Übernachtungsmöglichkeit in einem Dorf bot. Hätten wir mal.

Als die Sonne langsam unterging, war leider kein Dorf mehr zu sehen, und wir steckten mitten in einem Anstieg. Also hieß es irgendwann Lichter auspacken und bis ins nächste Tal radeln, ganz dicht an der nördlichen Grenze zu Laos.

Leider wollte uns dort niemand haben. Wir wurden von Tür zu Tür geschickt, bis wir beim Grenzposten landeten. Bei sich beherbergen durften die Grenzer uns nicht, und nochmal 19km weiterschicken lassen wollten wir uns im Dunkeln auch nicht.

Schließlich hatte der „Boss“ im Grenzposten eine Idee. Ein kurzes Telefonat später wurde uns ein etwas abenteuerlich ausgestatteter Raum hinter einem der Dorfläden angeboten: es gab ein leeres Bettgestell, ansonsten war der Boden meterhoch mit uns unbekannten Pflanzen bedeckt, die angenehm nach Gärtnerei rochen.

Wer kennt diese Pflanzen?

Nebenan gab es sogar ein Waschhäuschen mit Dusche. Dankbar machten wir es uns mit unseren Matten und Schlafsäcken auf dem Gestell bequem und konnten dort erstaunlich gut schlafen.
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16. Tag: Es geht weiter auf und ab
(Mannaicun – Mengxing Nanyangcun, 74km, 5:01h)

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Der nächste Morgen begann mal wieder mit dichtem Nebel — und einer Nudelsuppe zum Frühstück. Danach riß der Nebel auf, und wir starteten in einen Tag voller Auf und Abs entlang der ruhigen S218.

Unerwartete Gefahrenquelle: Bambusfällarbeiten

Die Höhepunkte heute waren die zuckersüßen Drinks am Straßenrand…

Frisch gepresster Zuckerrohrsaft

… und die Strecke selbst. Immer wieder gab es tolle Blicke auf Bananen-, Tee- und Kautschukplantagen, gekrönt von dschungelartig bewaldeten Bergen.

Einziges Ärgernis an diesem Radeltag: Es riss schon wieder eine Speiche, und unser Vorrat war bereits aufgebraucht.

Um nicht wieder im Dunkeln anzukommen, machten wir heute im ersten größeren Ort Feierabend, den wir gegen abend erreichten. Diesmal fanden wir auf Anhieb ein Zimmer und es blieb viel Zeit, die Mopedwerkstätten und Eisenwarengeschäfte nach Fahrradspeichen abzuklappern. Leider ohne Erfolg.

Blick aus unserem Zimmer. Früh angekommen: Es scheint sogar noch die Sonne!

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17. Tag: Auf der alten G213
(Mengxing Nanyangcun – Mengla, 82km, 6:18h)

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Ziel heute war Mengla, die letzte Stadt vor der südlichen Grenze zu Laos. Wir folgten der alten G213, die sich kurvig und Höhenmeter-geladen neben der neuen, begradigten G213 dahinwand.

Eine anstrengende Strecke, doch eine lohnende: Sie ersparte uns die unangenehmen Tunnel und den Verkehr auf der neuen G213 und verwöhnte uns mit gutem Fahrbahnbelag und Schatten spendenden Bäumen. Dazu führte sie durch eine wahre Traumkulisse: satter Dschungel, wohin das Auge blickte.

Wermutstropfen auch heute: die Speichen. Wieder rissen zwei, so dass wir mit drei Speichen im Minus – verteilt auf zwei Räder – in Mengla einrollten.

Denkpause: Bis wohin werden uns die „Made in China“-Räder tragen?

Abendstimmung während der langen Abfahrt gen Mengla

Fast da…

Unser Bad im Hotelzimmer in Mengla

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18. und 19. Tag: Shoppen in Mengla
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In Mengla planten wir einen Tag zu bleiben, um an Ersatzteile kommen. Unser Fahrradhändler Hui aus Kunming half uns aus der Ferne dabei (danke).

Aus einem Tag wurden zwei. Wir nutzten die Gelegenheit, um weitere Besorgungen zu machen. Jetzt besitze ich ein Trikot (eigentlich wollte ich keines, trägt sich aber sehr angenehm), sowie tolle neue Fake-Chucks, die die viel zu warmen Trekking-Schuhe ablösen sollen.

Schließlich versorgten wir uns ein letztes Mal vor dem Abschied von China mit Dumplings/Baozi, zuckrigen Soja- und Reis-Bohnen-Drinks und genossen nochmal ausgiebig die chinesische Küche:

Am nächsten Tag verließen wir mit frisch eingestellten Rädern und fünf Speichen im Plus (mehr waren trotz Warten nicht zu bekommen) die Stadt.