Erste Stranderkundungen in Myanmar

Ein Grund, warum wir den Süden Myanmars erkunden wollten, waren die Gerüchte über seine schönen, weiten, unverbauten Strände. Gleich mehrere solche sollten direkt vor Dawei gelegen sein. Damit stand das Programm für unsere ersten Tage im neuen Land fest. Sie sollten uns das ein oder andere Abenteuer bescheren…

123. Tag: Dawei – Maungmagang Strand – am Strand auf und ab, 29 km, 3:03 h

Auf der Suche nach einem Frühstück winkte uns ein freundlicher Mann mit Muslim-Käppchen in ein Teehaus. Dort gab es zuckersuessen Milchtee, Naan-Brote mit Linsen-Dip und wieder leckere Samosas zu probieren. Einen so starken Indieneinfluß auf die Küche hatten wir uns nicht zu hoffen erwagt…

Noch auf dem Weg zum Frühstück wurden wir daran erinnert: Ab heute wird in Myanmar Thingyan gefeiert, das Wasserfestival. Es läutet das buddhistische Neujahr ein. An jeder Straßenecke standen Kinder und Jugendliche mit Wasserbechern in der Hand, die große Freude hatten, uns nasszuspritzen und zu begießen:

Wir fürchteten um unser Telefon und die kleine Kamera, die wir gerne griffbereit hatten. Doch damit waren wir offensichtlich nicht alleine: Jeder zweite Laden hatte bunte Wasserschutzhüllen im Angebot, mit denen wir uns sogleich versorgten, um gegen weitere „Angriffe“ gewappnet zu sein:

Und wir taten gut daran:

Nach der Besichtigung der wichtigsten Tempelanlage Daweis …

… radelten wir seinem Hausstrand entgegen, dem Maungmagang Strand. Er war tatsächlich weit und schön, und vor allem kaum besucht:

Am Wasser trafen wir auf zwei junge Snack-Verkäuferinnen, die bereitwillig posierten:

Getrockneter Fisch oder Muscheln gefällig?

Dann bat uns eine Frau in ihr offenes Strandlokal:

Wir bestellten einen Papayasalat und bekamen den Tipp, den Strand per Rad zu erkunden. Der Sand sei fest genug für schwere Motorräder…

Das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Wir ließen unser Gepäck im Lokal und fuhren mehrere Kilometer über Sand und durchs Wasser, bis zu einem kleinen Fischerdorf am Südende des Strandes. Es war es traumhaft schön:

Zurück im Lokal gab es ein Feierabendbier. Dann erlaubte uns die nette Besitzerin, auf einem ihrer Sitzgestelle unser Lager aufzuschlagen:

 

Zwar hätte sie „little worries“, da es nicht erlaubt sei, Touristen ungemeldet zu beherbergen, aber wenn wir es nicht herumerzählten… Sie selbst schlief zwei Gestelle weiter, dazwischen ihre zwei kleinen Neffen, die über die Feiertage zu Besuch waren.

124. Tag: Maungmagang Strand – Nabule, 44 km, 3:29 h

Nach einer angenehm ruhigen Nacht mit viel Frischluftzufuhr und Wellenrauschen im Ohr bepackten wir die Räder und machten uns auf den Weg zum nächsten Ziel: dem Nabule Strand.

Frühstück gab es im ersten Dorf, das wir erreichten. Und wie am Vortag wurden wir dank Wasserfestival unfreiwillig geduscht, noch bevor wir unser Essen vor uns stehen hatten.

Dann ging es über hübsche Nebenstrecken in Richtung Nabule:

Als wir den Strand erreichten, staunten wir über seine Ausmasse: Er zog sich kilometerweit sowohl gen Süden, als auch gen Norden:

Da die Mittagshitze bereits eingesetzt hatte, nutzten wir die Gelegenheit zum ersten freiwilligen Bad an diesem Tag. Es hieß: Baden wie die Locals, also voll bekleidet ab ins Wasser!

Weiter ging es den Strand entlang gen Norden. Die breite Piste, wie auch schon die letzten Kilometer Anfahrt zum Strand verrieten: Hier könnte sich in den nächsten Jahren einiges ändern. Wir erfuhren: Thailändische und chinesische Investoren treiben ein Tiefseehafenprojekt voran, dem – wenn es vollständig realisiert wird – der gesamten Küstenabschnitt zum Opfer fallen wird. Doch im Moment kann man hier zum Glück noch Ruhe und Einsamkeit genießen:

Am Nordende des Strandes steht auf einem Hügel eine goldene Stupa. Wir fanden sie verpackt in ein Bambusgerüst – die Gelegenheit, einmal solch ein goldenes Monument zu besteigen. Von oben bot sich ein weiter Blick zurück nach Süden:

Und dann entdeckten wir unseren Lieblingsabschnitt des Strandes: Nördlich unterhalb der Stupa finden sich ein paar „Mini-Restaurants“ und davor goldener Sand, auf dem rundgewaschene Granitblöcken verstreut herumliegen. Das Ufer fällt hier so stark ab, dass die Wellen mit ziemlicher Wucht den Strand erreichen (wie so oft mit er Kamera nicht festhaltbar). Da musste ich trotz fortgeschrittener Zeit einfach nochmal ins Wasser:

Hier Abschied zu nehmen fiel schwer. Doch bevor es Dunkel wird, wollten wir das Dorf Nabule erreicht haben. Das war der Plan. Dann kam alles anders: Erst ging es nur langsam voran, da die Strasse aus losem Schotter bestand. Dann bohrte sich eine große Dorne in einen der Reifen, und es war eine dreifache Flickpause angesagt.

Schließlich mussten wir feststellen, dass unsere elektronischen Karten hoffnungslos veraltet waren und wir einer Piste gefolgt waren, die in einer großen Baustelle endete. Hier weiterzufahren würde heißen, bald im Dunkeln mitten in einer Großbaustelle zu stehen. Da wir kein Zelt oder Plane dabei hatten, entschieden wir uns zu einer Bambushütte zurückzufahren, die wir auf der Hinfahrt in einer Kautschuk-Plantage gesehen hatten und die leer zu stehen schien.

Unterwegs kamen an abgeernteten Feldern vorbei, die abgeflammt wurden – bei anbrechender Dunkelheit ein schauriger Anblick:

Die Hütte war tatsächlich leer. Doch als wir anfingen, uns einzurichten – es war bereits stockfinster – hörten wir Schritte am Brunnen dahinter und betrunkenes Singen und Rülpsen. Wir malten uns schon aus, wie ein betrunkener Mann gleich hereintorkeln würde und sich auf uns plumpsen ließ, hielten den Atem an und vermieden jedes Licht und Geräusch. Nichts passierte. Es fuhr nur eine Flotte Roller auf der Strasse vorbei, aus deren Lichtkegel wir uns herauszuhalten versuchten. Als wir ein Schnarchen zu hören vermeinten, trauten wir uns, unsere „Notkekse“ zu essen und legten uns so leise wie möglich hin.

Am morgen besahen wir unser Lager näher:

Wir fanden niemand draußen liegen. Nur eine Mutter kam mit ihren zwei Kindern vorbei, um sich am Brunnen zu waschen. Sie schauten uns verwundert und erschreckt an, als wir aus der Hütte kamen, hatten aber zum Glück keine Hunde dabei. Wir waren also nochmal gut davongekommen…