Nabule – Ye

Über Nebenstrecken fuhren wir weiter gen Norden, bis wir auf dem zuvor parallel laufenden Highway 8 angekommen waren. Er geleitete uns in die Stadt mit dem kürzesten Namen unserer gesamten Tour: Ye.

125. Tag: Bei Nabule – Kaleinaung, 67 km, 6:20 h

Bei Tageslicht war es nicht schwer, das am Vortag verfehlte Dorf Nabule zu finden. Dort fanden wir diesen Ort zum Frühstücken:

Es gab eine Nudelsuppe, gefolgt von einem leckeren Nachtisch:

Mit Palmzucker gefüllte Reismehlbällchen, überstreut mit Kokosraspeln

Weiter ging es über hübsche kleine Wege und Strassen, die meist nicht in unseren elektronischen Karten zu finden waren, immer grob gen Norden.

Wasserbüffel bei ihrer Lieblingsbeschäftigung

Unterwegs kamen wir an einem neugebauten, noch leerstehenden Wohnpark vorbei, der wohl Teil des Tiefseehafenprojekts ist, das für die Gegend um Nabule geplant ist:

Mehrmals hielten wir an langen, menschenleeren Stränden…

… nur um dann weiter teils neu gebauten Pisten zu folgen, die den Weg, der bei uns in den Karten verzeichnet war, wohl ersetzten: begradigt und um einige Höhenmeter entschärft.

Jedes Mal, wenn wir ein Dorf durchquerten, wurden wir erneut mit kaltem Wasser übergossen, aus  Bechern oder ganzen Eimern. Meist war die nächste Dusche schon von weitem zu sehen:

Dazu wurde uns heute das erste Mal Thanakapaste ins Gesicht geschmiert, dieses weiß bis goldene, traditionelle Make-Up der Frauen und Kinder hier im Land, hergestellt aus zerstoßener Rinde:

Hielten wir zu einer Pause an, sammelten sich schnell neugierige Menschen um uns. Bis wir ausgetrunken oder aufgegessen hatten, sah ein vormals leeres Lokal dann oft so aus:

Gen Ende des Tages ging die Piste in eine Teerstraße über. Nach weiteren zwei Stunden erreichten wir den Highway 8. Wo würden wir heute nacht eine Unterkunft finden?

Eine freundliche Zuckerrohrsaftverkäuferin empfahl uns, die „8“ ein Stück zurückzufahren, bis zum nächsten Ort. Dort gerieten wir an eine weitere hilfsbereite Dame, die mich am Arm packte und bis vor die Polizeistation führte. Wir befürchteten schon das schlimmste: dass wir nach Dawei oder Ye gefahren würden, um dort in ein für Touristen zugelassenes Hotel gesteckt zu werden. Doch nichts dergleichen geschah. Nachdem wir mehreren Leuten unbekannter Zuständigkeiten und Diestgrade unsere Lage erklärt hatten (wir kämen aus Dawei und wollten morgen nach Ye weiterradeln) und viel diskutiert worden war, nahm sich der Chef der Dienststelle ein Herz: Er leitete in die Wege, dass wir direkt auf dem Polizeigelände übernachten konnten.

Erst wurde uns ein lang nicht mehr genutztes und entsprechend staubiges Holzhaus angeboten. Doch unsere hilfsbereite Dame warf einen Blick hinein und schüttelte den Kopf. Dann wurde erneut diskutiert. Schließlich durften wir hier übernachten (Bilder vom nächsten morgen):

… ohne Fensterscheibe und Licht im Zimmer, doch kostenlos und im Schutz der Polizeiwache – was wünscht man sich mehr.

126. Tag: Kaleinaung – Ye, 89 km, 6:50 h

Ab heute folgten wir mehrere Tage dem Highway 8 gen Norden. Stellenweise fehlte noch der Asphalt. Grösstenteils war aber zumindest die erste Spur bereits fertiggestellt, und wir kamen etwas schneller voran als am Vortag. Leere Teerfaesser am Straßenrand zeugten vom laufenden Straßenbau:

Fahrrad mit Packtasche – Variante „Myanmar“

Auch heute gab es wieder – wie könnte es anders sein während des Wasserfestivals – unfreiwillige Ganzkörperduschen und Thanakapaste ins Gesicht. Anders als am Vortag blieb zwischen zwei Duschen keine Zeit zum Trocken, so dass wir durchweg nass bis auf die Haut durch die Hitze radelten.

Kein Festivaltag mehr ohne Thanaka…

Den ganzen Tag ging es mehr oder weniger geradeaus, immer auf und ab:

Mittags kehrten wir in einem Restaurant ein und erhielten für etwa 3,50 EUR dieses ordentliche Menü:

Gut, dass wir etwas gegessen hatten: Der nächste Anstieg wollte nicht so schnell enden. Es ging über mehrere frisch asphaltierte Kilometer auf einen Pass hinauf. Oben angekommen, bot sich ein fantastischer Blick auf das bergige Umland.

Die Abfahrt war landschaftlich wunderschön und erinnerte uns an den Norden von Laos. Leider war der Fahrbahnbelag auch ähnlich: erst löchriger Asphalt, dann Piste. Viel mehr als 10km/h bergab waren bei den steilen Kurven leider nicht drin:

Am abend erreichten wir Ye. Die Stadt wirkte wie ein willkürlich gewachsenes Dorf, mit seinen verwinkelten, oft ungeteerten, labyrinthartigen Strassen. Der einladendste Ort war noch der zentral gelegene See, in den eine Tempelanlage hineingebaut worden war:

Direkt am Ufer fanden wir ein simples Gästehaus. Dort blieben wir für die Nacht.